Ob der Mechaniker den Oldtimer überhaupt zum Laufen bekommt? Muskelkraft ist gefragt und viel Ausdauer, bei dem Gefährt Baujahr 1955. Kurios ist sie, die mobile, fahrbare Holzsäge. Selbst gebaut aus allerlei unterschiedlichen Teilen: der Motor von Deutz mit Fliehkraftregelung, das Fahrgestell von einem Opel, selbst gebaut in Hammelburg, in Franken. Ein Unikat Marke Eigenbau. Zwei Tonnen wiegt das Fahrzeug. Das Bandsägeblatt konnte Holz sägen und Brennholz schneiden, Auftragsarbeiten, die das Einkommen des ursprünglichen Besitzers sicherten. Die Konstruktion war abenteuerlich: Arbeitsschutz Fehlanzeige. Damals hatte das Fahrzeug eine Zulassung als „selbstfahrende Arbeitsmaschine“, heute steht die Säge im Landwirtschaftsmuseum Blankenhain. Ein Film aus der Reihe „Kuriositäten aus der Landwirtschaft“, einer Unser Land Serie von 2011. Autor: Christoph Schuster Unser Land im Internet: http://www.br.de/unserland Folgt uns auch bei Facebook: https://www.facebook.com/Unser.Land BEITRAGSTEXT / MANUSKRIPT Baujahr 1955, das hohe Alter hat dieses Vehikel ein wenig bockig gemacht. O-Ton Fred Flämig, Betriebsmechaniker Museum Blankenhain: ohne BB „Das war nichts! Das klappt nicht immer beim ersten Mal!“ An der Zündhilfe, einem Stück ölgetränkter Pappe, liegt es nicht. O-Ton Fred Flämig, Betriebsmechaniker Museum Blankenhain: „Gezündet hat se!“ Also noch mal mit Mumm! Endlich! ... Und Klang wie Geruch entschädigen Betriebsmechaniker Fred Flämig für so manchen Kraftakt. Denn dieser Zwei-Tonnen-Koloss beeindruckt als Prachtstück des Kuriositätenkabinett im Landwirtschaftsmuseum Blankenhain. Die mobile Holzsäge ob ihres Alters nicht nur bockig, sondern auch ungelenk geworden, ist nicht, wie man vielleicht vermuten mag, ein Resultat des Mangels in der ehemaligen DDR. Die kolossale Maschine wurde im fränkischen Hammelburg gebaut ... Die kleine Vorführrunde im Museumshof steigert sich schließlich zu einer wahren Herausforderung! Die betagte Maschine ist nicht nur bockig und ungelenk geworden, sondern auch behäbig... 50 Zentimeter Steigung bleiben unüberwindlich! Dann eben in entgegen gesetzter Richtung mit 10 kmh Höchstgeschwindigkeit. Das ist ratternde Landwirtschaftsgeschichte! Nicht jeden beglückten die Wirtschaftswunderjahre, so musste sich im Nachkriegsdeutschland mancher mit Landmaschinen-Eigenbauten wie diesem über Wasser halten. O-Ton Fred Flämig, Betriebsmechaniker Museum Blankenhain: „Das ist das Fahrgestell von einem alten Opel, sag ich mal. Da ist praktisch nur dieser stationäre Deutz-Motor drauf gekommen mit Fliegkraftregelung, deswegen kann man auch kein Gas geben, man muss sich eben nur auf den Motor verlassen. Und da hat er da hinten aus einer Tischlerei oder irgendwas eine alte Bandsäge drauf gebaut , die praktisch drüben von der anderen Seite mit einem Flachriemen, wenn das Fahrzeug steht, wieder neu angelassen wird, eingeschalten wird und im Stand konnte er praktisch mit der Bandsäge arbeiten.“ Vorausgesetzt das alte und wie gesagt manchmal bockige Ding sprang an ... Lief die Maschine aber und der Treibriemen übertrug die Motorkraft auf eine Welle und so auf das Bandsägeblatt, dann war die Existenz des ursprünglichen Eigentümers gesichert. O-Ton Fred Flämig, Betriebsmechaniker Museum Blankenhain: „Der hat die Maschine nach dem Krieg zusammengebaut und ist praktisch damit rumgefahren und hat den Leuten Feuerholz geschnitten und hat damit sein Geld verdient.“ Tagein, tagaus sägen, sägen, sägen … das hieß höchste Konzentration! Ob der ursprüngliche Eigentümer noch alle Finger hatte, ist unbekannt. O-Ton Fred Flämig, Betriebsmechaniker Museum Blankenhain: „Arbeitsschutz braucht man ja nicht d’rüber reden, bei den ganzen Maschinen sag ich mal, durch den Tüv täts auf alle Fälle nicht mehr kommen.“ Heute vielleicht nicht mehr, 1955 schon! Das kolossale Vehikel hatte, amtlich beurkundet, eine Zulassung als „selbstfahrende Arbeitsmaschine“ und war so auf bundesdeutschen Straßen wohl schon damals eine kuriose Erscheinung!