ENGLISH FOLLOWS GERMAN In nahezu allen Gesellschaftsschichten und politischen Spektren hat der europäische Antisemitismus während der letzten Jahre Fuß fassen können. Während klassische Formen der Judenfeindschaft eher in den Hintergrund treten, gewinnen neue Spielarten in beunruhigender Weise an Boden, was von intellektuellen Verunglimpfungen über Angriffe auf religiöse Riten bis zum Israel-Bashing in den Mainstream-Medien reicht. Und während antisemitische Straftaten als solche häufig verkannt und unterschätzt werden, läuft selbst die Forschung den neuerlichen Trends häufig noch hinterher. Täterprofile sind nebulös geblieben, gesellschaftliche Wirkungen unterschätzt und präventive Programme nur unzureichend gefördert. Doch wird der neue Antisemitismus nicht ernsthaft und systematisch bekämpft, könnten die europäischen post-Holocaust Gesellschaften bald als gescheitert betrachtet werden, wie der französische Premierminister Manuel Valls das für Frankreich deutlich gemacht hat. Die Frage nach Tätern und Opfern, unbewältigten Gefahren und wirksamen Gegenstrategien steht so mehr denn je als nationale wie auch gesamteuropäische Herausforderung. European antisemitism has been able to gain a foothold in recent years in nearly all walks of life and political spectra. While traditional forms of Jew-hatred tend to recede, new variations gain ground in worrisome ways. This ranges from intellectual slurs, to attacks against religious rites, to Israel-bashing in mainstream media. And while antisemitic crimes as such are often misunderstood and underestimated, research often lags behind in these recent trends. Perpetrator profiles have remained nebulous, social effects have been underestimated and preventive programs are inadequately funded. But if the new antisemitism is not tackled seriously and systematically, the European post-Holocaust societies might soon be regarded as failures, as the French Prime Minister Manuel Valls has made that clear for France. Thus the question of perpetrators and victims, unresolved risks and effective counter-strategies is, more than ever, a challenge on a national and European level.
